Verfasst von
heiko meusch am 24. Dezember 2008 03:19 (IP gespeichert)
Mondlos die Nacht – Christnacht ist heut’
Im Nebel zieh’n die Raben;
Der Föhrenwald im Winterkleid,
In Eis uns Schnee begraben.
Vor seinem Häuschen auf der Bank
Der Weichensteller träumte;
Das Haupt ihn auf die Knie sank!
Doch glaubt nicht, dass er säumte!
Hoch ragt sein sich’res Nachtsignal –
In weißem Lichte flimmerts –
Doch ach – für ihn kein Hoffnungsstrahl,
Von seinen Lippen wimmert’s:
„Herr Gott! Daheim Weib, Kind und Not,
Sie hungern, frieren, weinen,
Not – o Gott! Kennt kein Gebot –
Und keine Helfer – keinen!“
Sprach nicht mein Weib einst: „Sterben Karl
Die Kohlen in der Kammer,
Die enden alles Leiden Karl;
Wir sterben ohne Jammer.“
Fern donnerten die Brücken schon,
Das Dampfross kam geflogen;
Die Nüstern sprüh’n im Brandungston
Den Gischt der Brandungswogen.
Der Weichensteller darauf in Hast –
O Augenblick voll Schrecken!
Nach einem falschen Hebel fasst;
Der will sich erst nicht strecken.
Die Weiche steht! Ha, dort der Fluss,
Und träumend Eis – oh Grausen!
Der Zug auf falschem Gleis muss
Jäh in die Fluten brausen!
Robert Griepenkerl