Privatbahnforum

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[Frage] Papierfabrik Kappa, Zülpich (Werkloks)

Verfasst von: Timbo (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 03:18

Einen wunderschönen guten Morgen!
Meine jetzige Frage bezieht sich auf die Werklokomotiven des Verpackungsherstellers Kappa in Zülpich. Der Anschluss wird über eine Spitzkehre bedient, dessen Gleis grenzt an ein Wohngebiet und endet an einem gelbem Prellbock. Dementsprechend große Gefälle sind hier nicht zu überbrücken, da sich die Firma im Zülpicher Venn (landwirtschaftlich bewirtschafte Ebene, quasi ein Paradies für Acker-Designer) befindet. Vielmehr ist die ungünstige Lage der zu bedienenden Werkanlagen in Verbindung mit der umgebenden Bebauung für die Art der Gleisverlegung verantwortlich. Das Gelände wird von der Spitzkehre mit 3 abgehenden Gleisen bedient.
Aus typischer Neugierde für unbekannte aber höchst interessante Privatbahnanlagen jeglicher Art habe ich mir das Ganze mal aus der Nähe, sprich direkt vom videoüberwachten Werkzaun her, angesehen. Zum Vorschein kamen eine rote KöF II und eine zweite, durch Fc-Wagen zum größten Teil verdeckte, Kleindiesellok.
1. Die Bedienung des Werkes erfolgt durch die Dürener Kreisbahn (DKB) von Düren her auf der ehemaligen DB-Strecke Düren-Euskirchen.
Einen Zug habe ich einmal beobachtet. Die Nr. der Lok konnte ich aufgrund der Entfernung nicht erkennen. Sie hatte aberauf jeden Fall 10 Fc-Wagen mit Kohle am Haken, die allesamt Kappa zugestellt wurden. Die Ladung konnte ich von einer Straßenbrücke zweifelsfrei indentifizieren.
2. Somit kann die rote KöF auch keine DB-Lok sein.
3. Was die verdeckte Unbekannte angegeht: sie wird wohl auf ewig unbekannt bleiben.
Der Stand dieser Beobachtungen beläuft sich auf den Herbstanfang 2008.
Vielleicht weiß ja jemand mehr dazu!
Timbo grüßt alle Nachtschwärmer! *gähn*

Re: [Frage] Papierfabrik Kappa, Zülpich (Werkloks)

Verfasst von: Patrick (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 08:09

Hallo!

Zu der Köf II kann ich (bzw. die nachfolgende Homepage) was sagen:

Die Köf II ist diese hier:
http://www.deutsche-kleinloks.de/index.php?nav=1000007&lang=1&id=1910&action=portrait

Die zweite Lok würde mich auch interessieren.

Gruß
Patrick


Re: [Frage] Papierfabrik Kappa, Zülpich (Werkloks)

Verfasst von: railfox (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 09:38

Hallo Timbo,

bei der Fa. Kappa handelt es sich um die frühere Papierfabrik "Zülpich-Papier", davor Wellpappenfabrik Gebr. Sieger (ursprünglich Bessenicher Mühle), die seit 1911 von der "alten" Zülpischer Industriebahn bedient wurde. Diese war ein Betriebsteil der meterspurigen Euskirchener Kreisbahn (EKB) und war dreischienig (1000 mm und 1435 mm) angelegt. Befahren wurde die "alte" Zülpicher Industriebahn auch von Zügen der "alten" Dürener Kreisbahn. Die Papierfabrik Sieger bildete das Ende der alten Industriebahn mitten durch das heutige Zülpich. Als der Verkehr nach Sieger zunahm, aber bei den übrigen Anschließern zurückging, wurde die Papierfabrik über ein neues, nördliches Gleis an das Netz der DB angeschlossen. Dabei erfolgte die Einfädelung des Anschlußgleis von Sieger zunächst in das stilliegende Anschlußgleis der stillgelegten Brikettfabrik und Braunkohlenkraftwerk der Victor Rolff KG, deren Braunkohlengrube und Brikettfabrik nördlich vor den Toren der Stadt Zülpich lag.
Später bzw. heute noch vorhanden siedelte sich auf dem Werksgelände der Victor Rolff KG ein Autoauslieferungslager an (zeitweise Fa. Wallon), dass den Gleisanschluß der Brikettfabrik in den 1980er und 1990er Jahren rege nutzte.

Zum internen Verschub beschaffte sich die Papierfabrik Sieger (heute Kappa) bei der DB eine Köf II:
ex 323 082-8 Deutz/Baujahr 1954/Fabrik-Nr.:55751

Die Lok dürfte noch heute da sein, wahrscheinlich hast Du sie im Herbst 2008 gesehen.

Zu der zweiten Lok:

Ende der 1980er Jahre wurde die "neue" Zülpicher Industriebahn gegründet, da das Frachtaufkommen in Zülpich nicht mehr von den täglich vorbeikommenden DB-Loks bewältigt werden konnte. Am DB-Güterbahnhof Zülpich wurde ein moderner Lokschuppen errichtet, in dem zwei Loks stationiert wurden: Neben einer ex-Bundeswehr Lok vom Fabrikat Jung, Achsfolge C mit Stangen (Jung/Bj. 1958/F-nr. 12845) , die als Lok Tolbi 1 den täglichen Btrieb durchführte, wurde in Köln eine Reservelok beschafft: Lok Tolbi II (Deutz/Baujahr 1954/F-Nr. 56466),ex KFBE Nr. V 6, davor Schlachthof der Stadt Köln V 3.

Nachdem der Bahnbetrieb der Züpicher Industriebahn um 1997 eingestellt wurde, kam die Deutz-Lok zur Papierfabrik "Zülpich-Papier". Wahrscheinlich hast Du diese Lok verdeckt hinter den Fc-Wagen gesehen.

Im Kesselhaus der Papierfabrik Kappa werden täglich rund 150 t Braunkohlenbrikett zur Ddampferzeugung verfeuert (Stand 1993), die aus den Brikettfabriken von RWE Power (früher Rheinbraun AG) stammen.

Ich hoffe, Deine Fragen sind geklärt ;-)

Glück Auf!

Martin

... ein bisschen mehr zu den Loks (m.L.)

Verfasst von: Niels Munch (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 10:24


Re: [Frage] Papierfabrik Kappa, Zülpich (Werkloks)

Verfasst von: Timbo (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 14:08

Mahlzeit Patrick!
Danke für Deine mail. Zu der besagten zweiten Lok kann ich nur sagen, dass ich sie seit dem nicht mehr dort gesehen habe. Aber weißt Du zufällig, wozu man in der Wellpappenherstellung Steinkohle benötigt?
Gruß Timbo!

Re: [Frage] Papierfabrik Kappa, Zülpich (Werkloks)

Verfasst von: Timbo (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 14:18

Aaaah! So ist bzw. war das. Vielen für die geschichtlichen Hintergründe über die Zülpicher Industriegeschichte und den ausführlichen Lok-Infos. Du hast mir wirklich sehr geholfen. Zudem hätte ich auch nicht gedacht, das hier mal soviel los war. Es wäre doch schön, wenn sich heutzutage wieder mehr Betriebe auf den Bahnversand und -empfang setzen würden.
Danke Dir, Timbo.

Re: ... ein bisschen mehr zu den Loks (m.L.)

Verfasst von: Timbo (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 14:25

Hallo Niels, wie ich gesehen habe, hast Du wieder etwas für mich gefunden. Ich danke Dir. Bis demnächst. Bestimmt!

Re: [Frage] Papierfabrik Kappa, Zülpich (Werkloks)

Verfasst von: railfox (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 16:36

Wenn Du meinen Beitrag bis zum Schluß gelesen und verstanden hättest, würden sich die Frage erübrigen:
Da ich vermute, dass Du noch Schüler bist, hier ein paar Hinweise:

1) In den Waggons sind Braunkohle-Briketts, sogenannte Brikoletts , und keine Steinkohle.

2) Die Braunkohle ist kein Rohstoff zur Papierherstellung. Papier besteht hauptsächlich aus Holzfasern (das kommt aus zerkleinerten Baumstämmen) und Textilfaserabfällen (das nannte man früher Lumpen).

Die Braunkohle ist ein Hilfsstoff, der dient zur Energieerzeugung (Dampf zum Heizen der Maschinen und der Fabrikräume,Dampf zur Stromerzeugung mittels einer Dampfturbine) Andere beliebte Brennstoffe für Dampfkessel sind Gas, Öl, Müll, Steinkohle, Holz usw. .

In der Fabrik ist ein großer Ofen, der sogennte Kessel. In ihm brennt ein großes Braunkohlenbrikettfeuer. Im oberen Bereich des Ofens befindet sich ein großer Wasserpott. Durch die Flammen und die Hitze des Feuers wird der Pott soweit erhitzt, dass das Wasser darin verdampft. Der erzeugte Wasserdampf dient dann zum Beheizen der Fabrikhallen und Büros sowie der Maschinen (hier in Zülpich werden vor allem die großen Papiermaschinen beheizt). Schlaue Fabrikbesitzer leiten den Dampf, wenn er frisch aus dem Kessel kommt, erst noch über eine Dampfturbine (früher über eine Dampfmaschine) , um günstig Strom für den Eigenbedarf zu produzieren. Erst dann dient der dann bereits "gebrauchte" Dampf zum Heizen. Wenn der Dampf zwei Jobs erledigt, also Strom produziert und anschließend heizt, nennt man das Kraft-Wärme-Kopplung.

Alle klar?

Grüße

Martin

M schinen dient

Re: [Frage] Papierfabrik Kappa, Zülpich (Werkloks)

Verfasst von: Timbo (IP gespeichert)
am: 17. Januar 2009 17:36

Hallo Martin. Entschuldige bitte, daß ich nicht erst alles gelesen und zu voreilig geantwortet habe. Mir war nicht klar, wozu man in Zülpich Kohle braucht. Aber es ist sehr nett, daß Du mich so jung einschätzt! In gut zwei Jahren feiere ich meinen 30.! Man könnte schon fast vom "Bergfest" sprechen. Das konntest Du ja nicht wissen. Es freut mich, daß Du mir die Papierherstellung sowie die Verwendung der Braunkohlebriketts näher gebracht hast. Ich werde mich in Zukunft bemühen, erst alles zu lesen,ok?
Gruß, der junge Timbo! :-)



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