Privatbahnforum

Verfasst von fuhle309 am 15. Juli 2006 14:27 (IP gespeichert)

Gefunden unter Barmstedter Zeitung


„Kuddl“ feiert heute 110. Geburtstag
Von Helga Pergande

Barmstedt. Heute auf den Tag genau vor 110 Jahren, am 15. Juli 1896, wurde die Elmshorn-Barmstedter-Eisenbahn (EBE) in Betrieb genommen. Seitdem verkehrt „Kuddl-Barmstedt“, wie der Zug liebevoll genannt wird, auf den Schienen zwischen Barmstedt und Elmshorn.

1907 wurde die Strecke über Ulzburg nach Oldesloe verlängert. Die Kleinbahn hieß fortan Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer-Eisenbahn AG (EBOE). Die Strecke nach Oldesloe wurde 1973 stillgelegt. 1981 fusionierte die EBOE mit der Eisenbahngesellschaft Altona-Kaltenkirchen-Neumünster (AKN). Ab 1992 konnten Fahrgäste wieder nach Ulzburg reisen, und sieben Jahre später fuhr „Kuddl“ im Stundentakt nach Ulzburg-Süd. In Langeln hielt er im Mai 2000 nach 26 Jahren erstmals wieder am Bahnhof.

Dreimal in ihrer Geschichte war die Verkehrslinie von der Stillegung bedroht: 1959, 1973 und 1978. Der Barmstedter Heinrich Gabriel hat die turbulenten Zeiten miterlebt. Der 85-Jährige war Zug- und Lokführer. Als EBOE-Betriebsinspektor war er Betriebsratsvorsitzender, saß im Aufsichtsrat und war zudem Vorsitzender des Kameradschaftswerks der Eisenbahner.

Gabriel erinnert sich: „Wir hatten die Vereinigung 1959 gegründet, um gegen die erste geplante Stillegung vorgehen zu können.“ Außerdem sollte das Zusammengehörigkeitsgefühls der Eisenbahnerfamilien gestärkt werden. „Aktive Bahnbeschäftigte und Ruheständler bildeten eine Einheit, die Familien stützten sich gegenseitig“, so Gabriel, der im Oktober 2000 die traurige Aufgabe hatte, den geliebten Verein nach 40 Jahren aus Nachwuchsmangel aufzulösen.

Unvergessen sind Gabriel und seiner Ehefrau Gisela die Vorführungen des Werkschors unter der Leitung von Marlies Stammer sowie die vielen Feste und Ausflüge. Der Eisenbahner Gabriel, der mit Leib und Seele in „Kuddls“ Führerhaus saß, empfand die drohenden Streckenstilllegungen 1973 und 1978 als die schwersten Jahre seiner Berufslaufbahn. Er sieht sich noch 1972 mit dem damaligen Wirtschaftsminister Dr. Jürgen Westphal in der Gaststätte „Zum Pilz“ sitzen. „Er teilte uns ohne Vorwarnung mit, dass die Strecke Barmstedt-Oldesloe wegfällt“, so Gabriel.

Eisenbahner, örtliche Politiker und Bürger kämpften gemeinsam, um die Strecke Barmstedt-Elmshorn zu erhalten. „In erster Reihe standen die vielen Jugendlichen, die täglich mit ,Kuddl´ zu den Schulen nach Elmshorn fuhren“, sagt Gabriel. „Der Knackpunkt war der notwendige Bau der Brücke über die A23 zwischen Bokholt und Sparrieshoop, der drei Millionen Mark kosten sollte.“

Als Aufsichtsratmitglied setzte Gabriel sich vehement für die Arbeitsstellen seiner Kollegen ein – gemeinsam mit Lokführer Bernhard Engelbrecht aus Langeln und Betriebsratmitglied Heinz Gülck aus Alveslohe. „Waren wir ein gutes Team“, sagt Gabriel. Ein Glücksmoment bedeutete für ihn die erste Fahrt mit „Kuddl“ 1992 nach Ulzburg. Gemeinsam mit Weggefährten und ehemaligen Bahn-Mitarbeitern genoss er die Reise. „Wir stiegen in Ulzburg aus und wanderten auf der nostalgischen Bahntrasse nach Henstedt“, berichtet er.

Einen großen Stapel alter Fotos und Schriften der regionalen Eisenbahngeschichte hat Gabriel aufbewahrt und sehenswerte Unterlagen in seinem Buch „100 Jahre Elmshorn-Barmstedter Eisenbahn von 1896 bis 1996“ zusammengestellt. Der Eisenbahner freut sich, dass das Engagement vieler Menschen für den Erhalt der Strecken nicht umsonst war: „Die Ost-West-Verbindung zwischen Elmshorn und Ulzburg besteht weiter.“

Quelle: http://www.barmstedter-zeitung.de/fr_rechts.php?aid=26771&kat=5&dir=/Homepage/news